2022 und 2023 setzte ich nicht nur eigene Arbeiten zum Thema KI-Kunst um, mich interessierte auch die theoretische Auseinandersetzung über das Wesen und den Charakter von KI-Bildern. Da meine Vorliebe seit früher Jugend dem Spektrum der Landschaftsmalerei gilt, soll in der aktuellen Serie die typische Überwältigungs- und Erwartungsästhetik KI-generierter Bilder mit Motiven der Landschaftsmalerei kombiniert werden.
Meine Motivation für die KI-Landschaften war die möglichst vollständige Vermeidung der Simulation von mimetisch ausgearbeiteten Details im Sinne einer finalisierten Ausarbeitung, für die die KI-Tools trainiert und optimiert wurden. Die von mir gewünschten, minimalistisch reduzierten Landschaftsmotive erzeugte das führende Tool Midjourney erst nach längerer Modifizierung der Prompts/Ausgabebeschreibungen. Ich musste sozusagen gegen das Tool arbeiten, um diese untypischen, ja von Midjourney ungewollten Bilder zu erhalten. Was ich dabei anstrebte, war die Freilegung inhärenter Grundkonstrukte der KI-Ästhetiken.
Midjourney generiert die Bilder sukzessive in Stufen. Im Gegensatz zu DALL-E wird diese Werkgenese auch bewusst gezeigt. Der Prozess der Bildentstehung ist somit Teil der Rezeption der Nutzer*innen und erfüllt die Versprechen einer Erwartungshaltung als eigenständiges ästhetisches Erlebnis, vergleichbar mit der Bildgenese von Polaroid-Fotos oder der Entwicklung von Analogfotos in der Dunkelkammer. Während die fertigen Bilder die Authentizität menschlicher Kunstwerke simulieren, simuliert die Bedienung der Tools so eine künstlerische Praxis als vermeintliche Teilhabe an der Werkgenese.
Bei den Landschaftsmotiven generiert Midjourney das, was ich im Zusammenhang mit einer Beta-Version von DALL-E 3 einmal „fluffy glamour glow“ nannte, als ein auf zentralperspektivische Lichtführung fokussiertes, ästhetisches Phänomen, durch den Betrachter*innen gleichsam in die Tiefe des imaginären Bildraums gezogen werden. Dieser Effekt war in den Anfangszeiten von Midjourney ein Kernmerkmal: der primäre Bildinhalt war zentriert auf einem tiefstehenden Horizont vor einem sehr hellen, runden Hintergrund angeordnet. In der aktuellen Version von Midjourney ist dieser Effekt immer noch sichtbar, nur subtiler. Oft setzt das Tool den Horizont der Landschaften weit nach unten und nahezu ausnahmslos erscheint der Mittelpunkt in Licht getaucht, die Motivränder und Ecken werden dagegen leicht abgedunkelt. Dieser Effekt ist nicht nur von zahllosen Sonnenuntergangspostkarten oder aus der Porträtfotografie bekannt, er ist auch ein Merkmal zahlreicher Richtungen der Landschaftsmalerei, beispielsweise bei William Turner, bei den Luministen in der Tradition der Hudson River School und auch schon – in seiner Urform – bei Claude Lorrain.
In einem geplanten, längeren Essay als aktuelle Erweiterung meiner fünfteiligen Serie zu Rechenmaschinenkunst werde ich noch genauer auf diese und andere Phänomene eingehen.
In dieser Serie habe ich eine Auswahl aus den ersten 50 generierten KI-Landschaften als kleinformatige Gemälde (18 x 24 cm) in Spachteltechnik umgesetzt. Der Spachtel ermöglicht einerseits flächiges und zügiges Arbeiten mit Farbübergängen und verhindert das Verzetteln in Details. Entscheidend ist aber, dass die rasche Malweise die Merkmale der KI-Ästhetik in der Regel noch verstärkt und trotzdem Bilder ermöglicht, von denen einige als authentische Plain Air-Bilder in der Rezeption durchgehen würden.
Die Bilder können Sie als Originale käuflich erwerben. Weitere Details finden Sie am Ende der Seite.
Für alle Bilder gilt: Format 18 x 24 cm (21 x 27 cm inkl. MDF-Rahmen), Künstlerölfarben auf Fabriano Ölmalpapier (300g/m²), Aquarellkarton (425g/m²) als zusätzlicher Rückseitenschutz, Rückwand mit Aufsteller und Aufhänger.
Preise inkl. Mwst., Verpackung und versichertem DHL-Versand innerhalb Deutschlands.
Wenn Sie ein Bild erwerben möchten, freue ich mich über Ihre Nachricht per E-Mail an info@pookerart.de oder über das Kontaktformular.