Seit einem Beta-Zugang im Frühjahr/Sommer 2022 beschäftigen mich die Ergebnisse und der Charakter generativer KI-Bilder, mit denen ich mich in meiner Arbeit auseinandersetze. Ende 2022 veröffentlichte ich dazu die fünfteilige Artikelserie »Rechenmaschinenkunst«, weitere Texte und Artikel werden 2024 folgen.
Im Spätsommer 2022 hatte ich mit dem Text-to-image-Tool DALL-E 2 nicht nur einzelne Bilder, sondern das komplette Oeuvre eines imaginären US-Landschaftsmalers generiert, der in die Kunstentwicklung der 1960er bis 1970er möglich gewesen wäre, im Stil ein »missing link« zwischen Magischen Realismus, Abstrakten Expressionismus und Pop Art. Die komplexen Prompts beinhalteten Stile und Malweisen von bis zu vier verschiedenen Künstlern. Daneben setzte ich Motive aus der griechischen Mythologie um, wohl wissend, dass die Datenbanken hinter den KI-Tools kaum Beispiele beinhalten und nur ungefähre, überraschende Bildmuster hervorbringen würden.
Ich generierte insgesamt tausende KI-Bilder, aus denen ich dann in einem längeren Entscheidungsprozess etwa zwei Prozent als potenzielle Vorlagen eigener Werke auswählte. Zunächst führte ich einige Motive als eine Form gemalter Kopien aus, bis ich auch hier die Motive in ein Quadratraster brachte, mittels Bildbearbeitung veränderte und dann als Gemälde umsetzte.
Weitaus interessanter als die Frage, ob KI-Bilder Kunst schaffen kann, erscheint mir die Analyse, inwieweit die bildgenerativen KI-Tools die bildende Kunst beeinflusst. Im Frühjahr 2023 verwendete ich verschiedene Prompts mit dem Hauptinhalt »Art versus AI art«. Das in meinen Augen beste Ergebnis zeigte einen Android-ähnliches Wesen, das wie in den Bildbeispielen zu Gehaltene Bilder ein gerahmtes Gemälde hält, beziehungsweise in eine Richtung verschiebt, wobei unklar und unbeantwortet bleibt, ob das Gemälde aus oder in das Geschehen im Bild geschoben wird. Am Computer gerastert und verändert malte ich das Motiv anschließend ab. Einige Monate später generierte ich Bild mit dem Inhalt »Cute artificial intelligence«, um die Anthropomorhisierung der KI-Tools selbst als vermeintliche Künstler zu thematisieren.
In der Mai-Ausgabe 2023 des Kunstmagazins »art« sind zwei Werke von mir in einem längeren Beitrag über KI-Kunst zu sehen, mein Gemälde »Art vs. AI art« diente als Beispielbild in der Inhaltsübersicht.
Im September 2023 erschien die Ausgabe 475 der Zeitschrift »Kunst + Unterricht« zum Thema „Bild – Kunst – KI“, für die ich in enger Abstimmung mit der Redaktion das Cover beisteuerte und den Materialteil gestaltete.
Als Grundthema wählte ich ein Stilleben mit Zitrone nach Willem Kalf. Ziel war es, mit einem verfügbaren Tool ohne kostspielige Abo-Falle und entsprechenden Fähigkeiten vor allem Arbeitshilfen zu generieren, die im Bereich bewusst unfertiger Stadien von Skizzen, Entwürfen und Hilfsmitteln im kreativen Prozess dienen sollten. Dazu verwendete ich ich hauptsächlich die zum damligen Zeitpunkt noch experimentelle, neue Version von OpenAI DALL-E, die auch über Bing verfügbar ist.